Belle de Gast

Die Fahrradbürgermeisterin von Utrecht radelt durch ganz Europa, um andere zu inspirieren

Belle de Gast ist nach Jelle Bakker die zweite Fahrradbürgermeisterin von Utrecht. Nachdem sie ihre Karriere als Profi-Radfahrerin beendet hat, sucht sie nun nach neuen Herausforderungen. „Ich versuche, alle paar Monate von Utrecht in eine andere europäische Stadt zu radeln. Als nächstes steht Bremen auf meinem Plan, dann Paris und dann Berlin.“

Bring yourself, Belle will do the same

Belle de Gast sitting on bike holding on to pole

Belle de Gast hat eine Karriere als Profi-Radsportlerin hinter sich und arbeitet heute als Physiotherapeutin. Als neue Fahrradbürgermeisterin von Utrecht möchte sie die Leute zum Fahrradfahren bewegen und die Infrastruktur weiter verbessern.

„Was wir haben, ist einzigartig“

Belle sitzt schon ihr ganzes Leben auf dem Fahrradsattel, doch erst in ihren Zwanzigern wurde ihr bewusst, welche Vorteile das Radfahren mit sich bringt. Im Rahmen ihres Studiums verbrachte sie einige Monate in Kathmandu, Nepal. „Damals dachte ich, ich könnte einfach ein Fahrrad mieten und durch die Gegend fahren. Wie sich herausstellte, war das dort gar nicht möglich. Erst dann wurde mir bewusst, wie schön und einzigartig unsere niederländischen Fahrradwege sind.“

„Als ich zurückkam, genoss ich die Freiheit und die Abenteuer, die man beim Radfahren erlebt.“ Belle trat einem Fahrradclub in Utrecht bei und nahm einen Nebenjob als Kurierfahrerin an. „Ich habe mich bewusst für die langen Fahrten gemeldet. Ich saß etwa 30 Stunden pro Woche auf dem Fahrrad, beladen mit einem schweren Rucksack. So konnte ich trainieren.“ Die harte Arbeit zahlte sich aus: Belle erhielt einen Profivertrag und nahm schließlich an Radrennen in ganz Europa teil.

Ihre Karriere als Profisportlerin ist inzwischen beendet, die Leidenschaft für den Radsport ist jedoch geblieben. Belle ist wie gemacht für den Job der Fahrradbürgermeisterin. Sie repräsentiert nicht nur die Fahrradstadt Utrecht, sondern kümmert sich auch um Themen wie Gesundheitvorsorge, Pendelverkehr und die Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr. Ihr Ziel ist es, Menschen miteinander zu verbinden. Indem sie mit dem Fahrrad ins Ausland fährt, knüpft sie viele neue Kontakte.

„Im Ausland wird einem bewusst, wie schön und einzigartig die niederländischen Fahrradwege sind.“

Belle de Gast

Andere inspirieren

Belle de Gast in cycling outfit at bike park

Belles Interesse für andere europäische Städte ist eng verknüpft mit ihrem sozialen und gesellschaftlichen Interesse. „Als Radfahrerin sieht man eine Stadt mit anderen Augen. Ich kann viel lernen von den Orten und Menschen, die ich besuche. Außerdem finde ich es cool, andere zu inspirieren und zu zeigen, wie der Radverkehr in Utrecht aussieht.“

Sie liebt es, anderen Menschen von „ihrer“ Stadt zu erzählen. Das riesige, hochmoderne Fahrradparkhaus am Utrechter Hauptbahnhof ist inzwischen weltberühmt. Die nahegelegene Kreuzung zwischen den Straßen Vredenburg, St. Jacobsstraat und Lange Viestraat gehört zu den am stärksten befahrenen Fahrradkreuzungen des Landes – ja, wahrscheinlich sogar der ganzen Welt. Hier tummeln sich täglich zehntausende „fietsers“.

Was Fahrräder bewirken können

Obwohl Belle stolz auf die Infrastruktur in Utrecht ist, träumt sie von mehr: Sie wünscht sich zum Beispiel, dass Fahrradfahrer*innen häufiger Vorfahrt hätten. Außerdem befürwortet sie ein autofreies Stadtzentrum: „Ich bin nicht gegen Autos, ich habe selbst ein Auto. Aber wenn wir eine autofreie Innenstadt realisieren könnten, wäre das schon sehr cool.“

Bisher lässt sich das autofreie Stadtzentrum nur mit einer Künstlichen Intelligenz umsetzen. Mit dem Online-Tool „Cycling Lifestyle AI“ kann man Fotos von real existierenden (ausländischen) Straßen in typisch niederländische Fahrradstraße verwandeln. „Es ist cool zu sehen, was dieses Tool aus einer Stadt wie Kathmandu machen würde“, sagt Belle. „Ich bin mir sicher, dass ein verbesserter Radverkehr viele Probleme von großen Metropolen lösen könnte.“