Cyclist bike through bike parking lot Koningin Julianaplein The Hague designed bij Silo
© Mike Bink via Silo
Kategorie:Radfahren als Lifestyle

Die schönsten niederländischen Innovationen für Fahrräder

Die Niederlande sind die weltweit führende Fahrrad-Nation – mit deutlich mehr Rädern als Einwohnern. Nirgendwo sonst gibt es so viele innovative und pfiffige Ideen rund ums Thema fietsen. Immer mit dem Ziel, das Fahrrad zu einem noch sicheren und nachhaltigeren Fortbewegungsmittel zu machen.

Aus Alt wird Neu: Roetz Bikes

Ein soziales Gewissen, Innovation und Nachhaltigkeit lassen sich durchaus vereinen: Das macht Roetz Bikes im Amsterdamer Norden auf beeindruckende Weise deutlich. Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen fördert arbeitsmarktferne Menschen durch Ausbildungsprogramme zu talentierten Mechanikern. Und das ist noch nicht alles: Für jedes seiner Räder nutzt Roetz schrottreife Fahrradrahmen, die völlig neu aufbereitet zu schicken Trend-Bikes werden: aus Alt wird Neu. „Wir möchten Menschen inspirieren, um gemeinsam an einer zirkulären und sozialen Zukunft zu bauen“, sagt Geschäftsführer Laurens Nolet.

Alter Fahrradschuppen? Von wegen:

Das Königin-Juliana-Fahrradparkhaus

Cyclist bike through bike parking lot The Hague Koningin Julianaplein designed bij Silo

Das Interesse von Lonely Planet hat diese hochmoderne Fahrradunterkunft am Den Haager Hauptbahnhof schon auf sich gezogen. Und ist damit fast offiziell die neueste Touristenattraktion der Regierungsstadt. Das im Jahr 2020 eröffnete Königin-Juliana-Fahrradparkhaus – in dem 8.000 Räder unterkommen - ist in seiner Gestaltung von den historischen Gebäuden und der modernen Architektur der Stadt inspiriert.

LED-Leuchten auf dem Boden zeigen den Nutzer*innen, wo Plätze frei sind: grün= frei, orange= einige Plätze, rot= voll. Für alle Inhaber*innen einer Monats- oder Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr ist die Nutzung innerhalb der ersten 24 Stunden gratis. Im ganzen Land gibt es Plätze für rund 600.000 Fahrräder – alle überdacht und überwacht.

Botschaft für den guten Zweck: die Dutch Cycling Embassy

Sie ist weltweit einmalig - diese Non-Profit-Organisation, die von der niederländischen Regierung ins Leben gerufen wurde. Die Dutch Cycling Embassy will vor allem eines erreichen: Niederländisches Know-how als weltweit führendes Fahrradland weiterzugeben, um das Rad als effiziente und nachhaltige Verkehrsart weltweit zu fördern. Die Niederlande blicken auf eine lange Fahrradtradition zurück und bieten das breiteste Angebot an Innovationen, Produkten und Infrastruktur.

Die Dutch Cycling Embassy bringt ausländische Städte, Kommunen und Industrievertreter*innen in Kontakt mit niederländischen Expert*innen. Ganz gleich, ob es um Forschung, Planung, Politik, Produktentwicklung oder Konstruktion geht. „Wir bieten auch Workshops oder Fortbildungen an“, sagt Mitarbeiter Chris Bruntlett.

Kaffee und Radfahren? Passt! Lola Bikes & Coffee

Dass Radeln und gemütliches Kaffeetrinken prima zusammen passen, macht Lola Bikes & Coffee in Den Haag vor. Unweit des Stadtschlosses von König Willem Alexander an der eleganten Einkaufsstraße Noordeinde wird dieses gemütliche Café von Radfahrer*innen betrieben - und zwar mit genauso viel Gusto wie der Radsport selbst.

Bei Lola darf man sein Rad mit ins Café hineinnehmen und dort parken. Und es bei Bedarf vom Personal reparieren oder warten lassen, während man Kaffee trinkt und ein Stück Kuchen genießt. Doch Lola ist noch viel mehr: Hier trifft sich auch der Lola Cycling Club, eine Truppe begeisterter Radler*innen, die gemeinsam auf Radtouren geht. „Von Teenagern bis zu 70-Jährigen sind alle dabei“, sagt Mitgründer und Manager Eric Schulte.

Fahrrad-Klau adé: Biesiklette

Biesiklette Den Haag

Dass das Rad geklaut werden könnte, darüber muss man sich in Den Haag keine Sorgen machen. Denn hier garantiert Biesiklette für den sicheren Abstellort, 24 Stunden am Tag. Dazu parkt man sein Rad einfach auf einem der vielen öffentlichen Fahrradstellplätze, die kostenlos und überdacht sind und permanent überwacht werden. Sie befinden sich an zentralen Stellen in der Stadt: an Bus- und Straßenbahnhaltestellen, an Bahnhöfen und zentralen Plätzen in der Innenstadt. Die ersten 24 Stunden sind kostenlos.

Der Fahrradweg, der alles merkt

Cyclist on intelligent bike path TU Delft

Er ist der erste seiner Art: der intelligente Fahrradweg der Technischen Universität Delft. Forscher*innen testen hier auf dem Uni-Campus eine innovative Sensortechnik, die in den Straßenbelag eingebaut ist. Sie nimmt wahr, wie sich Verkehrsteilnehmer*innen auf ihm fortbewegen – ganz egal, ob es Radfahrer*innen oder Fußgänger*innen sind.

Das Pilotprojekt untersucht zudem, wie sich auch andere Mobilitätsformen wie Motorroller, Mopeds, E-Bikes und Lastenräder unterscheiden lassen. Die Studie liefert Erkenntnisse über das Verhalten im Verkehr. „Langfristig hoffen wir, dass Städte- und Verkehrsplaner unsere Ergebnisse für ihre Arbeit nutzen“, sagt Forschungsleiterin Winnie Daamen.

Nachhaltigkeit durch automatisiertes Fahren

Yan Feng researcher at TUDelft with three-dimensional virtual reality model to test the reaction of road users

Um die Interaktion zwischen Radfahr*innen und sich selbststeuernden Fahrzeugen geht es in einem weiteren Forschungsprojekt der TU Delft: „Was würden Sie etwa tun, wenn sich Ihnen ein selbstfahrender Lieferwagen mit voller Geschwindigkeit nähert?“, fragt Forscherin Yan Feng. Blickkontakt mit dem Fahrer aufnehmen, geht nicht. „Überquert man einfach die Straße oder lässt man das Fahrzeug lieber passieren?“ Feng hat ihr eigenes dreidimensionales Virtual-Reality-Modell entwickelt, um die Reaktion der Verkehrsteilnehmer*innen zu testen. „Die Hoffnung ist, dass wir eines Tages gemeinsam, sicher und nachhaltig auf den Straßen unterwegs sein können.“

Mit mehr Stabilität gegen Unfälle: Bicycle Lab

Die TU Delft verfügt über ein eigenes Fahrrad-Forschungslabor, das Bicycle Lab. Hier dreht sich alles darum, wie sich Kontrolle und Handhabung von Rädern weiter verbessern lassen. Das Institut hat gerade etwa einen Fahrrad-Prototyp mit intelligenter Lenkhilfe entwickelt, der die Zahl der Stürze verringern soll. „20 bis 30 Prozent aller schweren Radunfälle sind sogenannte ‚single bicycle crashes‘, d.h. dass kein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt war“, sagt Forschungsleiter Jason K. Moore. Er hofft, dass sich langfristig auch Todesfälle vermeiden lassen. „Noch immer gibt es 200 tödliche Radunfälle pro Jahr in den Niederlanden, das sind 200 zu viel.“

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