Deltawerke
Ein bisschen verrückt…
Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um unterhalb des Meeresspiegels zu leben. Theoretisch könnte jeder Sturm eine lebensbedrohliche Überschwemmung auslösen. Doch wie sieht es in den Niederlanden aus? Dort leben, wohnen und arbeiten die Menschen bereits seit Jahrhunderten unterhalb des Meeresspiegels. Tauche ein in unsere Welt und erfahre mehr über die wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Wasser. So viel sei verraten: Die Niederlande sind und bleiben ein echtes Wasserland.
Das wohl beste Beispiel für unsere zwiegespaltene Beziehung zum Wasser sind die Deltawerke im Südwesten des Landes. Als die niederländische Provinz Zeeland 1953 von der größten Flutkatastrophe in der niederländischen Geschichte überrascht wurde, zog die Regierung die Reißleine. In den darauffolgenden Jahren entstand die größte Hochwasserschutzanlage, die je gebaut wurde. Die Deltawerke bestehen aus fünf gigantischen Sturmflutwehren, zwei Schleusen und sechs Dämmen, die sich über mehrere (Küsten-)Provinzen erstrecken.
Wusstest du, dass?
Die Deltawerke insgesamt rund 6,35 Milliarden Euro gekostet haben?
Zu Besuch auf einem Sturmflutwehr
Der bekannteste Teil der Deltawerke ist das Oosterschelde-Sperrwerk. Das neun Kilometer lange Sturmflutwehr verbindet die Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland miteinander. Bei drohender Flut kann das Sperrwerk die gesamte Oosterschelde abriegeln. Zusätzlicher Pluspunkt: Das Sperrwerk fungiert gleichzeitig als Straße für Autos und Fahrräder. Wenn du die Strecke mit dem Fahrrad zurücklegen möchtest, solltest du mit Gegenwind rechnen – Muskelkater inklusive!
Im Grunde sind alle Bestandteile der Deltawerke einen Besuch wert. Doch das ist leichter gesagt als getan! Wenn du dich nicht entscheiden kannst, dann empfehlen wir dir einen Besuch im Deltapark Neeltje Jans. Der Themenpark befindet sich auf einer kleinen Insel mitten auf dem Oosterschelde-Sperrwerk. Dort hast du die Möglichkeit, alles über die Flutkatastrophe und die Funktionsweise der Deltawerke zu erfahren.
Städte
Vom Leben mit dem Wasser
Die besondere Beziehung, die die Niederlande zum Wasser haben, wird nicht nur an der Küste deutlich, sondern auch im Landesinneren. Städte wie Utrecht, Amsterdam und Rotterdam lernen und profitieren seit Jahrhunderten von der engen Verbindung zwischen Mensch, Land und Wasser. Nicht umsonst gehören die Amsterdamer Grachten zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch der Rotterdamer Hafen ist weltberühmt und gilt als Nabel der internationalen Schifffahrt.
Lass uns etwas tiefer eintauchen. Der Amsterdamer Grachtengürtel ist schön und lehrreich zugleich. In der Vergangenheit spielten die Grachten eine wesentliche Rolle für den niederländischen Handel. Im 16. Jahrhundert entstand die Idee, aus Amsterdam eine echte Hafenstadt zu machen. Um Handelsgüter so schnell wie möglich ein- und ausführen zu können, erschuf man ein Netz aus weitverzweigten Grachten und Kanälen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der Grachtengürtel gehört zu den schönsten Hinterlassenschaften der vergangenen Jahrhunderte.
Dreh- und Angelpunkt
Während Amsterdam schon seit Jahren keine echte Hafenstadt mehr ist, gilt Rotterdam als Dreh- und Angelpunkt der internationalen Schifffahrt. Die Stadt an der Maas besitzt den größten Hafen Europas und einen der zehn größten Häfen der Welt. Der internationale Einfluss spiegelt sich auch in der Architektur und im Stil der Stadt wider. Rotterdam ist modern, elegant und rau zugleich. Der Leitspruch lautet: „Nicht nörgeln, sondern anpacken!“
Unterhalb von Rotterdam liegt Dordrecht, eine wunderschöne, historische Stadt mit großen Binnenhäfen und einer reichen Geschichte. Dank ihrer vorteilhaften Lage an den Flüssen Merwede, Noord und Oude Maas wurde die Stadt schon früh für den Handel mit Holz, Getreide und Wein genutzt. Das 17. Jahrhundert hat seine Spuren hinterlassen. Dutzende Denkmäler und eindrucksvolle Bauwerke schmücken bis heute die Straßen der südholländischen Stadt. Wenn du Ruhe und Natur bevorzugst, darf ein Besuch im nahegelegenen Nationalpark De Biesbosch nicht fehlen. Die wasserreiche Landschaft ist einmalig!
Ebbe & Flut
Der Meeresspiegel steigt und sinkt zweimal am Tag durch die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne. Bei Flut steht das Wasser hoch, weil es bei Ebbe niedrig ist. Deswegen kann man an manchen Stellen im wahrsten Sinne des Wortes über den Meeresboden laufen.
Orte am Wasser
Ein Land voller Wasser
Egal ob im Norden, Süden, Westen oder Osten – Wenn du einen Pfeil auf unsere Landkarte wirfst, landet die Spitze höchstwahrscheinlich irgendwo im oder am Wasser. Erlebe das kühle Nass, egal in welcher Provinz du gerade bist!
Wirft man einen Blick auf die Landkarte, springen einem sofort die Watteninseln im Norden der Niederlande ins Auge. Texel und Terschelling sind beliebte Touristenziele, während Vlieland und Schiermonnikoog für ihre raue Natur bekannt sind. Es gibt keine schönere Art und Weise, die Inseln zu erkunden, als bei einer Wattwanderung. Sobald die Flut der Ebbe weicht, kann der Meeresgrund zu Fuß überquert werden. Schnapp dir deine Gummistiefel und erlebe das Wattenmeer, wie du es noch nie zuvor erlebt hast. Du hast keine Lust zu wandern? Auch gut! Das nächste Segelschiff bringt dich hinaus aufs offene Meer. Sobald die Ebbe einsetzt und das Schiff aufläuft, kannst du von Bord gehen und das Wattenmeer zu Fuß erkunden.
„Suppen“ auf der Gracht
Die angesagte Wassersportart „Suppen“ erfreut sich auch in den Niederlanden großer Beliebtheit. Man stellt sich auf ein Brett und rudert mit einem Paddel in der Hand über einen See, einen Fluss oder eine Gracht. In Haarlem, ‘s-Hertogenbosch und vielen weiteren Städten gibt es zahlreiche Anbieter, bei denen man ein sogenanntes SUP-Board ausleihen kann. Vergiss die klassische Grachtenrundfahrt! Es gibt keine coolere Art, die städtischen Grachten zu erkunden. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit…
Eine weitere Möglichkeit, die wasserreiche Landschaft der Niederlande zu erkunden, ist mit dem Kanu. Es gibt zahlreiche Orte, die sich hierfür eignen. Zu unseren Favoriten gehört der bereits erwähnte Nationalpark De Biesbosch bei Dordrecht. Auch der Nationalpark Weerribben-Wieden in der Provinz Overijssel ist wie gemacht für eine ausgiebige Paddeltour. Die weitverzweigte Flusslandschaft zählt zu den größten Feuchtgebieten Europas. Ein echtes „Kanu-Paradies“, wenn du uns fragst!
Flevoland
Pioniere der Landgewinnung
Trotz ihrer kleinen Größe sind die Niederlande wahnsinnig vielseitig und innovativ. Wer hätte gedacht, dass unser Land vor rund einem Jahrhundert sogar noch kleiner war? Um die wachsende Bevölkerung unterbringen zu können, haben wir Wasser in Land verwandelt. Mithilfe des größten Landgewinnungsprojektes unserer Zeit haben wir Ende des 20. Jahrhunderts eine komplett neue Provinz erschaffen. Dort, wo einst die Zuiderzee war, befindet sich heute die Provinz Flevoland.
Flevoland ist bekannt für seine moderne Architektur und seine vielen Wassersportmöglichkeiten. Almere, die größte Stadt der jungen Provinz, besitzt einen 42 Kilometer langen Küstenstreifen. Unser Tipp: Der Atlantisstrand und der Surfstrand Almere Haven sind wahre Hotspots für Wassersportfans!
Der Afsluitdijk
Wer sich für Landgewinnung und Wassermanagement interessiert, ist in Flevoland genau richtig. Durch die Trockenlegung der Zuiderzee ist nicht nur eine neue Provinz entstanden, sondern auch zwei neue Seen: das IJsselmeer und das Markermeer. Der 32 Kilometer lange Afsluitdijk gehört zu den größten Meisterleistungen niederländischer Ingenieurskunst. Der eindrucksvolle Abschlussdeich, der das IJsselmeer von der Nordsee trennt und gleichzeitig die Provinzen Friesland und Nordholland verbindet, soll das Land vor Hochwasser schützen. Nice to know: Das eindrucksvolle Kunstprojekt „Gates of Light“ des niederländischen Künstlers Daan Roosegaarde lässt den Deich im Dunkeln leuchten.
Wenn du mehr über die ehemalige Zuiderzee erfahren möchtest, ist das Zuiderzeemuseum in Enkhuizen die richtige Anlaufstelle. Überhaupt ist die ganze Region rund um das IJsselmeer einen Besuch wert. Egal ob Wassersport am Strand oder Abenteuer im interaktiven „Wassermuseum“ Batavialand: hier ist für jeden und jede etwas dabei!
Erlebt das Wasserland par exellence
Wahrzeichen
Bescheiden und klug
Der Amsterdamer Grachtengürtel, die Watteninseln oder die Deltawerke: all diese Wahrzeichen spiegeln die außergewöhnliche Beziehung der Niederlande zum Wasser wider. Natürlich gibt es noch viele weitere Orte, die sich hier einreihen können.
Die Niederlande führen einen ständigen Kampf gegen das Wasser. Die Geschichte hat uns gelehrt, bescheiden und gleichzeitig klug zu handeln. Was es bedeutet, den Kampf gegen das Wasser zu verlieren, hat uns die Flutkatastrophe von 1953 schmerzlich vor Augen geführt. Wenn du mehr über die verheerenden Ereignisse erfahren möchtest, dann lohnt sich ein Besuch im Watersnoodmuseum im zeeländischen Ouwerkerk.
Das größte Dampfpumpwerk
Das Woudagemaal im friesischen Lemmer ist das größte noch funktionierende Dampfpumpwerk der Welt. Bis heute wird es eingesetzt, um Überschwemmungen bei (zu) hohem Wasserstand zu verhindern. Das eindrucksvolle Bauwerk ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Solltest du einmal in Friesland sein, dann ist das Pumpwerk auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die Windmühlen von Kinderdijk begeistern jährlich unzählige Tourist*innen. Kein Wunder, denn die malerische Polderlandschaft gilt als „typisch niederländisch“. Wie wäre es mit einem Ausflug? Miete dir ein Boot und erkunde die eindrucksvolle Kulisse vom Wasser aus. Der Blick auf die 19 weltberühmten Windmühlen ist einmalig! Natürlich gibt es modernere Ausflugsziele, doch an keinem anderen Ort ist es so idyllisch wie hier!
Wusstest du, dass?
Das Wouda-Pumpwerk in nur 48 Stunden einen ganzen See trockenlegen kann?
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