Kolonien der Barmherzigkeit auf UNESCO-Welterbeliste - 28. Juli 2021
Die Aufnahme in die Welterbeliste bildet den krönenden Abschluss einer jahrelangen niederländisch-belgischen Zusammenarbeit zwischen vier Provinzen, acht Kommunen, der flämischen Agentur für Bauliches Kulturerbe, dem niederländischen Reichsdienst für Kulturerbe, der flämischen Stiftung Kempens Landschap, sowie zahlreichen weiteren Partnern. Die Kolonien der Barmherzigkeit sind damit die erste Weltkulturerbestätte, die nicht von einem Staat, sondern von den Regionen selbst zur Nominierung vorbereitet wurde - unter der Federführung der niederländischen Provinz Drenthe und der belgischen Stiftung Kempens Landschap. Diese tatkräftige Kooperation und eine gemeinsame Vision führten schließlich dazu, dass diese Erbstätten künftig auch weltweit Anerkennung finden.
Eine außergewöhnliche Geschichte
Die niederländisch-flämischen Kolonien der Barmherzigkeit entstanden zwischen 1818 und 1825 als integrale Lösung zur Armutsbekämpfung. Nach den Napoleonischen Kriegen waren Armut und Bettelei im Königreich der Vereinigten Niederlande (Niederlande, Belgien und Luxemburg) weit verbreitet, insbesondere in den Städten. Mit der Gründung der Agrarkolonien wurde die karge entlegenere Landschaft durch menschliche Eingriffe neu geordnet und mit einer gleichmäßigen geometrischen Struktur versehen. Die so entstandene rekultivierte Landschaft mit großzügig angelegten Alleen, Siedlerhäusern, verschiedenen Anstalten und Höfen, Feldern und Weideland bot Raum für die Rückkehr ärmerer Menschen in die Gesellschaft und spiegelt die aufgeklärten Ideen der Zeit wider.
Ein Besuch der verschiedenen Kolonien führt in die Vergangenheit. Obwohl die einstigen Siedler längst verschwunden sind, sind ihre Spuren auch heute noch deutlich sichtbar. Sie zeigen, wie die Menschen vor zwei Jahrhunderten mit der Bekämpfung der Armut experimentierten und wie eine sich wandelende Sozialmoral die Landschaft prägte.
Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Kolonien der Barmherzigkeit.