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Jan-Albert über urbane Landwirtschaft und ehrgeizige Ziele

2016 ist Jan-Albert Blaauw mit seiner Familie in ein neues Wohnviertel am Rande von Almere gezogen. In Oosterwold gehört zu jedem Haus auch ein großes Stück landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Bewohner erklären sich bereit, die Hälfte ihres Grundstücks für den Anbau von Lebensmitteln zu nutzen.

Bring yourself, Jan-Albert will do the same

Jan-Albert Blaauw ist 56 Jahre alt. Er ist Vorsitzender der Genossenschaft Stadslandbouw Oosterwold in Almere.

„Was hier passiert, ist einzigartig. An keinem anderen Ort auf der Welt gibt es ein vergleichbares Projekt. 15.000 Menschen verpflichten sich, die Hälfte des eigenen Grundstücks für den Anbau von Lebensmitteln zu nutzen und die Ernte mit der Gemeinschaft zu teilen“, sagt der Vorsitzende der Genossenschaft ‚Coöperatie Stadslandbouw Oosterwold‘ Jan-Albert.

Urbane Landwirtschaft

Oosterwold ist ein großes Gebiet im Osten von Almere. „Aktuell gibt es hier rund 1.000 Wohnungen. Unser Plan ist es, dass das Wohngebiet auf 4.300 Hektar und rund 15.000 Wohnungen anwächst. Das Wohnviertel besteht aus verschiedenen Grundstücken, auf denen außergewöhnliche Selbstbauprojekte wie Earthships und Tiny Houses zu finden sind. Auf den größeren Grundstücken stehen meist konventionelle Wohnhäuser. Für die Infrastruktur der Wohngegend sind die Bewohner selbst zuständig. Damit ist nicht nur die Planung von Straßen und Grünflächen gemeint, sondern auch die Umsetzung eines funktionierenden Abwassersystems“, erklärt Jan-Albert.
„Die Idee hinter Oosterwold lässt sich leicht zusammenfassen: Wir möchten die Menschen für die Produktion der Lebensmittel sensibilisieren und die Stadt mit dem Land verbinden“, sagt Jan-Albert. Doch wie wird dieser Plan in die Tat umgesetzt? „Viele Leute haben Spaß daran, einen kleinen Gemüsegarten zu pflegen. Doch wie kann man das restliche Grundstück sinnvoll nutzen? Diese Frage brachte uns zur urbanen Landwirtschaft“, erinnert sich Jan-Albert. Es war der Startschuss für die Genossenschaft ,Coöperatie Stadslandbouw Oosterwold'.
Oosterwold gehört zu den größten urbanen Landwirtschaftsprojekten der Welt.

Die Genossenschaft: der Weg in die Zukunft

Die Genossenschaft greift den Bewohnern von Oosterwold unter die Arme: „Wir helfen neu Zugezogenen bei der Vorbereitung des Bodens und dem Anbau der Pflanzen. Wir erklären ihnen, wie sie Unkraut wirksam bekämpfen können und wie sie ihr Gemüse erfolgreich ernten“, berichtet Jan-Albert. Doch damit nicht genug: „Wir planen einen zentralen Ort, an dem wir unsere Projekte in großem Maßstab verwirklichen können. Ein Zentrum für die urbane Landwirtschaft. Wir wünschen uns einen Ort, an dem die Lebensmittel abgegeben, geordnet und verteilt werden können. Einen Ort, an dem Workshops stattfinden können.“
Neben der praktischen Unterstützung der Bewohner übernimmt die Genossenschaft auch die Vermarktung der Obst- und Gemüseerträge. „Mit dem Gartenplaner können wir den Anbau nach den Wünschen unserer Kunden gestalten“, erklärt Jan-Albert stolz. „Es gibt eine Liste mit 20 bis 30 Lebensmitteln, die uns die Gastronomie gerne abnimmt. Die Einwohner von Oosterwold können angeben, welche Pflanzen sie anbauen und wann sie mit der Ernte rechnen. Der Plan zeigt außerdem, wer was wann gesät hat. Auf diese Weise können wir die Nachfrage gezielt bedienen. Die ersten Versuche haben gut funktioniert. Unser Ziel ist es, den Plan in der nächsten Saison noch konsequenter umzusetzen.“

Das größte urbane Landwirtschaftsprojekt der Welt

In Zukunft, wenn das gesamte Gebiet vollständig entwickelt und bebaut ist, werden die teilnehmenden Gärten eine Gesamtfläche von 1.800 Hektar Land einnehmen. „Oosterwold gehört zu den größten urbanen Landwirtschaftsprojekten der Welt. Wir sorgen dafür, dass die Lebensmittel aus unseren Gärten in die Supermärkte der Stadt gelangen. So etwas gibt es nur hier. Unser Ziel ist es, Teil des Marktes zu werden. Sowohl in Almere als auch innerhalb der Region, denn schließlich geht es auch um Nachhaltigkeit und kurze Lieferketten. Es wäre schön, wenn wir irgendwann rund 10 % der Einkaufskörbe in Almere füllen könnten!“

Wo siehst du die Niederlande in zehn Jahren?

Jan-Albert, Pionier der urbanen Landwirtschaft aus Oosterwold, schaut optimistisch und ambitioniert in die Zukunft. „In zehn Jahren hat die Genossenschaft in Oosterwold ein eigenes Zentrum und ein Geschäft mit eigenen Produkten. Wir werden Lebensmittel von 1.000 bis 1.500 Mitgliedern verteilen. Vielleicht beschäftigen wir sogar unsere eigenen Mitarbeiter“, überlegt Jan-Albert. Er erwartet außerdem, dass sich auch andere niederländische Städte von dem Konzept der urbanen Landwirtschaft inspirieren lassen: „In zehn Jahren gibt es vielleicht noch fünf weitere Orte wie Oosterwold in den Niederlanden.“

Coöperatie Stadslandbouw Oosterwold