Urban Farm Utrecht
© Ernst Wagensveld
Kategorie:New Dutch Food

New Dutch Food: Wo Innovation und Nachhaltigkeit aufeinandertreffen

Die Niederlande sind ein unternehmerisches Land, das regelmäßig neue Wege geht und Pionierarbeit leistet. Menschen aus aller Welt reisen an, um mehr über unsere Landwirtschaft und unsere Lebensmittel zu erfahren. Wir wissen genau, wie wir das Potenzial weniger Quadratmeter voll ausschöpfen können. Das spiegelt sich auch auf dem Teller wider: In den Niederlanden gibt es zahlreiche Spitzenrestaurants, die Gastronomie und Innovation vereinen. Reise mit uns zu kulinarischen Hotspots und entdecke spannende Arbeitsweisen in den besten Küchen des Landes.

  • Entdecke Restaurants, die ihre Zutaten aus einem Waldgarten beziehen.
  • Kombiniere deine kulinarische Reise mit einem Besuch in unseren Städten.
  • Erfahre, wie die Niederlande mit Algen und der No-Waste-Möhre Pionierarbeit leisten.

Aus dem Wald direkt auf den Teller

Ein Waldgarten ähnelt im Grunde einem normalen Wald, nur dass dort hauptsächlich essbare Pflanzen wachsen. Ein solcher „Food Forest“ wird zwar von Menschenhand geplant und angelegt, doch danach übernimmt die Natur die Regie. In den ersten zehn Jahren bleibt er nahezu unberührt, bis sich das Ökosystem so weit entwickelt hat, dass die ersten Pflanzen geerntet und gegessen werden können. Typische Erzeugnisse niederländischer Waldgärten sind Walnüsse, Haselnüsse, Beeren, Äpfel, Birnen und Champignons.

Wusstest du, dass?

Es in den Niederlanden 35 Waldgärten gibt?

Viele niederländische Köch*innen verarbeiten Produkte aus Waldgärten, darunter auch Emile van der Staak, Küchenchef des Restaurants De Nieuwe Winkel in Nijmegen. Das vegane Restaurant trägt zwei Michelin-Sterne sowie einen Grünen Stern des Guide Michelin. Außerdem wurde De Nieuwe Winkel vom We’Re Smart Green Guide mehrfach zum besten Gemüserestaurant der Welt gekürt.

Von Konijnenvoer bis Stadsjochies

Ein Dinner im Restaurant De Nieuwe Winkel ist eine außergewöhnliche Erfahrung. Möchtest du es selbst erleben? Dann solltest du rechtzeitig reservieren, denn die Tische sind oft lange im Voraus ausgebucht. Alternative Restaurants mit pflanzlichen Menüs sind unter anderem das Konijnenvoer in Arnhem, Stadsjochies in Utrecht, Tres in Rotterdam und Vannu in Bavel.

Seetang als innovativer Geschmacksgeber

Wildweed trip

Seetang und Algen enthalten viel Eiweiß und Eisen. Außerdem sind sie reich an Jod, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium und Vitamin B. Kurzum: Algen sind super gesund! Da die Niederlande eine relativ lange Küste besitzen, finden sich hier auch viele verschiedene Algenarten. Immer mehr Köch*innen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, integrieren das grüne Gold in ihre Gerichte.

Einer von ihnen ist Joram Timmerman, Küchenchef und Miteigentümer von Kook Atelier Op Oost, einem Restaurant auf der Watteninsel Texel. Timmerman nutzt regelmäßig die salzigen Seegräser, die auf der Insel in rauen Mengen wachsen. Er serviert ein besonderes Menü, das den Namen „Served by Nature“ trägt. Für seine nachhaltige Arbeitsweise wurde das Restaurant vom Guide Michelin mit einem Grünen Stern ausgezeichnet.

Zu den Signature-Gerichten von Timmerman gehört eine Komposition, die durch ihre salzigen Aromen, verschiedene Strukturen und Kontraste besticht. Das Gericht mit dem Namen „Das salzige Bouquet“ ist eine Hommage an das Ökosystem von Texel. Im Mittelpunkt stehen Zutaten wie die Austernpflanze, Queller und Meeresfenchel, kombiniert mit verschiedenen Algen und Wildkräutern.

4 niederländische Algen-Start-ups

Neben Köch*innen wie Timmerman gibt es in den Niederlanden mehrere innovative Start-ups, die mit dem Einsatz von Algen experimentieren. Denn ein bisschen „meer Salz“ geht natürlich immer! Hier kommen einige Beispiele:

  • Das Unternehmen The Dutch Weed Burger stellt 100 % pflanzliche Burger auf Basis von Meeresalgen her. Die Burger finden großen Anklang auf niederländischen Festivals und darüber hinaus.
  • Die Dutch Seaweed Group produziert Lebensmittel auf Basis von Algen, die sie selbst in der Oosterschelde anbauen. Sie haben unter anderem den ersten Bio-Wakame-Salat aus den Niederlanden entwickelt. Erhältlich in diversen Supermärkten.
  • Olijck Foods stellt Produkte aus Algen her, darunter Hybridfleisch, bei dem ein Teil des Fleisches durch Algen ersetzt wird. Die Produkte werden unter anderem an Restaurants geliefert.
  • Seaweed Food Solutions produziert pflanzliche Spareribs aus Algen und Jackfruit. Die innovative Fleischalternative ist saftig, herzhaft und schmeckt durch ihre „chewy“ Konsistenz fast wie das Original.

Nachhaltiger Fisch

Kingfish fish

Natürlich findet man in unseren Gewässern nicht nur Algen, sondern auch Fische. Wer schon einmal in den Niederlanden war, weiß, dass Fisch eine wichtige Rolle in unserer Gastronomie spielt. Leider erfolgt der Fischfang nicht immer im Einklang mit dem Meer und seinen Bewohnern. Umso schöner ist es, dass es auch Unternehmen gibt, die Verantwortung übernehmen. The Kingfish Company in Zeeland ist ein gutes Beispiel dafür: Hier wird mithilfe innovativer Methoden und Meerwasser aus der Oosterschelde landgestützte Aquakultur (RAS-Technologie) unter kontrollierten Bedingungen betrieben. Und das ganz ohne den Einsatz von Antibiotika.

No-waste wortel

Baked organic carrots with thyme, honey and lemon.

Die Möhre zählt zu den bekanntesten Gemüsesorten der Niederlande. Das orangefarbene Gewächs wird unter anderem für den niederländischen Eintopf Hutspot verwendet, ein Gericht, das hauptsächlich aus Möhren, Zwiebeln und Kartoffeln besteht. Leider gehen im Produktionsprozess immer wieder Möhren verloren, beispielsweise durch misslungene Ernten oder weil sie nicht den Größen- oder Farbvorgaben der Supermärkte entsprechen. Viele Köch*innen finden das schade und kaufen das aussortierte Gemüse, um daraus köstliche No-Waste-Gerichte zuzubereiten. Denn die Qualität ist oft noch einwandfrei!

Küchenchef Niven Kunz zaubert in seinem Restaurant Triptyque im nordholländischen Wateringen seit über zehn Jahren außergewöhnliche Gerichte auf den Teller. In der Hauptrolle stehen verschiedene niederländische Gemüsesorten. Sein Steak Tatar aus regionalen No-Waste-Möhren ist ein echter Klassiker und seit Jahren ein Renner auf seiner Karte. „Wir bereiten das Steak Tatar aus roter Möhre zu“, erklärt der Koch. „Dazu schälen wir die Möhre, schneiden sie und dämpfen sie anschließend. Danach wird sie eingefroren und wieder aufgetaut, noch einmal eingefroren und wieder aufgetaut. Abschließend trocknen wir die Möhre und vermengen sie mit Kapern, Gewürzgurken und Mayonnaise.“

Die Sterne von Niven Kunz

Mit 24 Jahren erhielt Küchenchef Niven Kunz als einer der jüngsten niederländischen Köche überhaupt einen Michelin-Stern. Damals kochte er im Restaurant ’t Raethuys in Wateringen. Drei Jahre später, im Jahr 2019, tauschte er das Restaurant gegen sein eigenes Lokal „Niven“ ein, welches ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnet wurde. 2020 begann er gemeinsam mit seiner Frau Virginie van Bronckhorst-Kunz das nächste Abenteuer: Am Standort des ehemaligen ’t Raethuys eröffneten sie das Restaurant Triptyque. Und tatsächlich: 2022 erhielt das Triptyque zunächst einen Grünen Stern und 2024 dann einen regulären Michelin-Stern.

Emile van der Staak De Nieuwe Winkel in his food forest

Es liegt auf der Hand: Egal ob regionales Gemüse aus einem Waldgarten, salzige Algen aus dem Wattenmeer oder ein No-Waste-Gericht aus vergessenen Gemüsesorten – überall in den Niederlanden kommen Innovation und Nachhaltigkeit auf deinem Teller zusammen. New Dutch Food ist nicht nur lecker, sondern verändert auch die Zukunft der Gastronomie. Von Haute Cuisine bis zum schnellen Imbiss: Lass dich geschmacklich überraschen und erlebe, was es heißt, Essen und die Welt mit anderen Augen zu betrachten.

Expertin: Maaike de Reuver

  1. Gemüse im Rampenlicht

    Neben den Grünen Sternen des Guide Michelin spielt auch die Liste des We’Re Smart Green Guide eine wichtige Rolle. Der Gastro-Guide, der jährlich online erscheint, präsentiert Restaurants, die Gemüse in den Mittelpunkt stellen und viel Wert auf Saisonalität und Regionalität legen. Der We’Re Smart Green Guide bewertet Restaurants anhand von 1 bis 5 Radieschen.

  2. Newsletter voller Inspiration

    Abonniere den kostenlosen Newsletter von Food Inspiration. So heißt unsere Plattform, auf der wir täglich über Trends und Entwicklungen in der Lebensmittelindustrie berichten, wobei der Fokus oft auf dem Thema Nachhaltigkeit liegt. Du kannst auch deine persönlichen Präferenzen angeben, um beispielsweise Artikel über nachhaltige Restaurants, regenerative Landwirtschaft oder innovative Hotels zu erhalten.

  3. Gestalte deine eigene Entdeckungsreise

    Food-Tour in der City! Niederländische Städte sind in der Regel nicht allzu groß und lassen sich wunderbar zu Fuß erkunden. Übernachte in einem Boutique-Hotel, zum Beispiel in ‘s-Hertogenbosch, Zwolle oder Maastricht, und lass dich von all den schönen Eindrücken und kulinarischen Entdeckungen überraschen. Nachhaltige Restaurants liegen oft etwas außerhalb des Zentrums.

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